„Wenn du einen Kurs anbieten würdest, in dem ich lernen kann, so zu schreiben wie du – den würde ich direkt buchen!“
Dieser Satz, den ich immer wieder höre, beschäftigt mich. Denn er fußt auf einem grundlegenden Missverständnis. Ich freue mich sehr darüber, dass viele Selbstständige meine Texte so sehr schätzen. Aber ich bin mir ganz sicher: Du willst nicht wirklich in meinem Schreibstil schreiben!
Kannst du lernen, wie Schöpfergeist zu schreiben?
„So schreiben wie du“ bedeutet wohl: im Schreibstil von Schöpfergeist. Den macht aus (wie andere mir sagen), dass er die Leser zum Lachen oder Lächeln bringt. Dass er emotional ist und Emotionen weckt oder transportiert. Dass er kennzeichnend für mich ist – locker, leicht, charmant. Meistens leicht verständlich. Lebendig und persönlich.
Was ich selbst als typisch für mich erkenne, wenn ich in meinem ganz persönlichen, individuellen Schreibstil schreibe:
Eine Prise Neologismen (Wort-Neuschöpfungen), die häufigere Verwendung von Gedankenstrichen, Klammern, gerne auch von Doppelpunkten und Strichpunkten. Geradeheraus.
Ich beginne Sätze mit „und“, ich verwende verdammt nochmal Schimpfwörter und manchmal, öfter, ja, durchaus häufiger, eine Menge Füllwörter. Wortspiele. Fragen. Häufiger auch Ironie.
Dein Schreibstil ist individuell
Kannst du lernen (kann ich anderen beibringen), locker, emotional und charmant zu schreiben? Ja, unbedingt. Ist das „im Schreibstil von Schöpfergeist schreiben“? Nein. Und das kann ich auch niemandem zeigen.
Das will ich auch nicht, denn mein Schreibstil ist individuell; typisch eben. Er ist etwas, das mich unverwechselbar macht. Der wichtigste Punkt aber: Er ist Ausdruck meiner Persönlichkeit und echt.

„Ich will schreiben können wie du“ ist ein großes Kompliment, das mich immer wieder freut. Aber es steckt auch ein grundlegendes Missverständnis darin:
Niemand will schreiben können wie ich, denn das hieße, dass er mich und nicht sich selbst „in den Text schreibt“. Deine Texte sollen, ja, müssen DICH transportieren. Es geht um DEINEN einzigartigen Ausdruck.
Professionelle Texte schreiben lassen – was heißt das für den Schreibstil?
Eins meiner Talente ist es, mich als Chamäleon in einen anderen Schreibstile hineinzubleichen. Ich als Schöpfergeist kann daraus verschwinden und das Typische des Auftraggebers nachzeichnen.
So, wie ein Maler den Duktus eines anderen Künstlers nachbilden kann, wenn er handwerklich geschickt genug ist. Das ist nützlich, wenn ich jemandem mein Können als Texterin zur Verfügung stelle (was ich nur noch sehr selten tue).
Du kannst dir von einem guten Copywriter professionelle Texte schreiben lassen und wir adaptieren dabei das, was deinen Stil auszeichnet. Ich persönlich tue das intuitiv und nicht aufgrund einer sorgfältigen Analyse (was natürlich auch funktioniert).
„Das klingt genau wie ich!“ ist eins der besten Anzeichen dafür, dass ein Texter/eine Copywriterin einen guten Job gemacht hat: Wir bringen die Individualität und Markenpersönlichkeit des Kunden auf bestmögliche Weise zum Ausdruck. Das ist ein wichtiger Teil des Brandings, des professionellen Außenauftritts der Marke.
Was ist der Unterschied zwischen Schreibstil und Tonalität?
Dann gibt es da noch die Tonalität. Das ist der Stil, die Stimmung, der Geist eines Textes (NICHT des Schreibers).
Ein Beispiel:
Sagen wir, ein Maler soll ein Bild malen wie Picasso während seiner kubistischen Phase. Wenn er das handwerklich kann und sich mit dem Werk ausführlich beschäftigt hat, kann er den Stil Picassos nachahmen.
Wenn der Auftraggeber nun aber noch den Wunsch hat, dass das Bild eine fröhliche Stimmung verbreiten soll, wäre das die Entsprechung zur Tonalität.
Wie Copywriter eine bestimmte Tonalität erzeugen, ist natürlich ebenso lehr- und lernbar wie die Entwicklung eines individuellen Schreibstils.
Zusammengefasst :
Jeder mit ausreichend Zeit, Talent und Geduld kann lernen, einen Schreibstil nachzuahmen und Texten obendrein die gewünschte Tonalität zu verleihen. Aber sollte man das wollen? Ich finde nicht.

Was möchte ich dem Leser in meinen Texten vermitteln?
Ein persönlicher Schreibstil ist Teil der Identität, ist individuell, einzigartig und ein Wiedererkennungsmerkmal. Mit Tonalitäten kann man – wenn es um Personal Branding geht – in begrenztem Umfang spielen. Ich klinge auch unterschiedlich, je nachdem, was für eine Absicht mein Text verfolgt.
Wenn ich Information vermitteln möchte, baue ich ihn anders, als wenn ich eine Meinung kundtue oder mit den Fans und Followern von Schöpfergeist in Austausch treten will. Ein werblicher Text braucht andere Dinge als ein wissenschaftlicher Text.
Ein literarischer Text unterliegt wieder anderen Aspekten … und natürlich spielen auch der jeweilige Adressat und die Intention des Textes eine entscheidende Rolle.
Die Zielgruppe ist ausschlaggebend
Als Marke von höchst seriösem Fachtext zu literarisch getönten Textminiaturen zu springen … weniger empfehlenswert. Auch nicht zielführend: Wie man die Tonalität wählen sollte, darüber entscheidet neben dem Inhalt und der Absicht des Textes vor allem der Leser, der damit angesprochen werden soll.
Ich werde den Juristen vermutlich nicht mit kurzen, klaren Sätzen adressieren. Denn die geneigte Rechtsanwältin und Herr Richter sind daran gewöhnt, sehr verschachtelte, sachliche, komplexe und ausufernde Sätze zu handhaben:
„Das Sozialgericht Dortmund hat entschieden, dass ein Sturz bei einer Grillparty mit Kollegen unter Umständen als Arbeitsunfall betrachtet werden kann, selbst wenn sich der Unfall mitten in der Nacht und unter Alkoholeinfluss ereignet; da ausschlaggebend ist, dass der Arbeitnehmer zu diesem Zeitpunkt an einer Betriebsgemeinschaftsveranstaltung teilnimmt.“
Es geht schief, wenn ich dieser Zielgruppe das serviere, was ich einem Zeitungsleser anbieten würde:
„Das Sozialgericht Dortmund hat ein neues Urteil gesprochen. Demnach kann ein Sturz bei einer Grillparty mit Kollegen als Arbeitsunfall gelten. Selbst dann, wenn sich der Unfall in betrunkenem Zustand und mitten in der Nacht ereignet. Die Rahmenbedingungen sind auschlaggebend: Wenn der Arbeitnehmer an einer Gemeinschaftsveranstaltung seines Betriebs teilnimmt, ist er versichert.“
Der Jurist fühlt sich von dieser Art der Textgestaltung möglicherweise als Fachperson nicht ernst genommen. Das gilt es zu vermeiden, wenn ich diese Zielgruppe ansprechen möchte.
Schreibstil und Tonalität sind wichtige Elemente deiner Personal Brand

Führst du ein Onlinemagazin, das den unterschiedlichen Autoren als Individuen Raum geben will, können verschiedene Stile und Tonalitäten nebeneinander existieren.
Trittst du jedoch als Marke auf, müssen die Texte deine eigene (Marken-)Sprache sprechen. Einheitlich. Authentisch. Wenn du als Solopreneurin selbstständig bist: Ähnlich wie du.
Ich kann dir helfen, die Eigenheiten deines Schreibstils zu identifizieren, damit du sie bewusst einsetzen kannst. Ich kann dir auch helfen, deine Markensprache zu finden, dein Schreiben zu professionalisieren oder die richtige(n) Tonalität(en) festzulegen.
In meinem Copywritingkurs für Entrepreneurinnen „Wirksam texten“ zeige ich dir, wie du mit Leichtigkeit schreibst, die gewünschte Energie transportierst und so schreibst, dass Menschen deine Texte nicht nur gerne lesen, sondern auch zum Handeln angeregt werden. Du wirst deine eigene Schreib-Stimme finden und entdecken, dass du mit einfachen Methoden deinen Schreibstil um ein Vielfaches verbessern kannst.
Was ich dir nicht beibringen kann: So zu schreiben, wie ich schreibe. Aber das willst du spätestens jetzt auch nicht mehr, oder? :) Bleib einzigartig! Und wenn du magst: Poste deine Fragen und Gedanken zu diesem Blogartikel gerne in den Kommentaren.
Danke für diesen tollen Artikel. Bei mir fangen gerade verschiedene Knoten im Hirn an, sich langsam aufzulösen und zu sortieren. Deine Worte machen Mut und geben klare Hinweise darauf, wie sich der eigene Schreibstil entwickeln lässt. Und dein Schreibstil ist ein motivierendes Beispiel dafür, wie so etwas aussehen kann. Ich bin beeindruckt!
Das freut mich sehr, Sabine! Vielen lieben Dank! Ich hoffe, die Knoten verschwinden und machen einer neuen Klarheit Platz. :)
Ach, liebe Anne, da hast du ja vollkommen ins Schwarze getroffen. Du weißt, dass ich schon häufiger bei Kommentaren in der Gruppe geschrieben habe „Wow, ich finde deinen Schreibstil so toll“, das möchte ich auch können.
Ich glaube, nach dem ich jetzt deinen Text hier gelesen habe, dass ich nicht wirklich diesen Schreibstil von anderen, egal von dir oder von wem auch immer, haben möchte. Es wäre ja nicht mein eigener Ausdruck. Aber ich würde mir wünschen, in meinem eigenen Ausdruck so schreiben zu können, das ich den Lesern meiner Texte genau das richtige rüber bringe und diese dann wiederrum denken: WOW, da kommt was rüber. ?
Dein Artikel hat mir das jetzt richtig bewusst gemacht. Danke!!! ?
Wie schön, Anja! :D Ich freu mich, dass du entschieden hast, dass du in DEINER Sprache, deinem ganz eigenen Schreibstil bleiben willst. Das „Wow!“ bei deinen Leserinnen und Lesern zu erzeugen kannst du lernen. Zum Beispiel, wie erwähnt, in meinem „Wirksam texten“ Kurs. :) Ansonsten helfen natürlich Übung und achtsames Beobachten. Lieben Dank für deinen Kommentar!