„If anyone boohs you off stage, that is simply applause from ghosts.“
Sharon Needles, Dragqueen
Weißt du, was eine Dragqueen ist? Falls nicht: In den meisten Fällen ein (schwuler) Mann, der durch Kleidung, Make-Up und Auftreten die Illusion von Weiblichkeit kreiert. Dragqueens wünschen sich in aller Regel aber nicht, tatsächlich Frauen zu sein. Sie treten einfach gerne als Frau auf.
Ich gestehe: Ich bin der Kunstform Drag ein winziges bisschen verfallen. Ich habe alle Staffeln von RuPaul’s Drag Race gesehen; außerdem verschiedene Filme, Serien und Dokus zum Thema. Denn so ist mein Hirn nun mal: Wenn es sich für ein Thema begeistert, muss ich es mit entsprechendem Input versorgen, bis der Wissensdurst gestillt ist.
Was mich an Drag so fasziniert? Das Thema ist ungeheuer lehrreich für uns Entrepreneurinnen, wie ich finde. Damit du mich verstehst, muss ich ein bisschen ausholen. Ich würde jetzt gerne einen ewig langen Text schreiben, der meiner Begeisterung gerecht wird … aber ich bemühe mich, es auf einige Kernpunkte zu beschränken.
Drag ist Branding-Inspiration pur
Mit Drag Race sucht RuPaul seit 2009 jedes Jahr „Americas next Drag Superstar“. Ihre Anforderung an die Bewerberinnen: „Charisma, Uniqueness, Nerve and Talent“. Also Charisma, Einzigartigkeit, Mut und Talent.
Genau das brauchen wir auch als selbstständige Frauen im Onlinebusiness: Den Mut, zu uns zu stehen. Den Mut, uns zu zeigen als die, die wir wirklich sind. Und natürlich: Können und Begeisterung, die andere Menschen mitreißt.
Drag ist für den eigenen Erfolg kämpfen
Kannst du dir vorstellen wie es sein muss, als schwuler, schwarzer Junge in den USA aufzuwachsen, der sich gerne als Frau verkleidet? Alter Falter. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu verstehen, dass das eine sehr, sehr schwer verdauliche Kombination für viele Menschen ist. Heute noch. Aber in den 60er und 70er Jahren?
RuPaul, aktuell weltweit erfolgreichste Dragqueen, wurde 1960 in Kalifornien geboren. Heute hat sie (er) mehrere Musikalben und Bücher veröffentlicht, tritt mit Stars wie Lady Gaga auf, hat mit RuPauls Drag Race eine höchst erfolgreiche, mit einem Emmy ausgezeichnete Reality-TV-Show kreiert und gilt als erstes Drag-Supermodell weltweit.
Das Nachrichtenmagazin Time listete RuPaul Charles 2017 unter den 100 einflussreichsten Menschen der Welt auf (im selben Jahr heiratete RuPaul seinen langjährigen Lebensgefährten). 2018 bekam er einen Stern auf dem Walk of Fame.

All das ist nicht vom Himmel gefallen, sondern hart erkämpft. Nur, wer an sich und seinen Traum glaubt und den Willen hat, sich immer wieder durchzuboxen und die notwendige Arbeit zu tun, wird erfolgreich sein. Das gilt für Dragqueens genauso wie für Entrepreneurinnen.
Drag ist Mut zum Verkaufen
Von „Mama Ru“ kann Frau sich aber nicht nur Erfolgsinspiration aller Art holen, sondern auch sonst eine Menge abschauen. Beispielsweise die Macht von Taglines. Nach maximal zehn Episoden Drag Race ist absolut klar, wann Ru was sagen wird.
Ihre Formulierungen, stets in gleicher Weise und Betonung wiederholt, brennen sich ein. Beispiele? Bitte sehr:
- „Good luck and don’t fuck it up“ (Viel Glück und vermasselt es nicht)
- „Shantay, you stay“ (Erfreut, du bleibst, wobei „shantay“ eine Verunglimpfung des französischen enchanté ist)
- “If you don’t love yourself, how in the hell you gonna love somebody else?” (Wenn du dich selbst nicht liebst, wie zur Hölle willst du jemand anderen lieben?“)
Sie wirbt für ihre Songs, Videos und Bücher bis zum Erbrechen. Einmal sagt sie den Zuschauern, sie sei dafür kritisiert worden, zu viel Werbung zu machen. Im nächsten Satz verweist sie lachend auf ihr aktuellstes Produkt.
Sie bezieht ihre Drag-Töchter hemmungslos in ihr Marketing mit ein, sie lässt sich keine Entscheidung aus der Hand nehmen und sie setzt sich laut und klar für ihre Werte ein. Immer tut sie das mit Herz, mit Entschiedenheit, mit echter Emotion.
Es gibt viel Drama und amerikanische Merkwürdigkeiten in dieser Sendung, aber das Echte hinter Polstern und Make-Up berührt. Wie schon gesagt: Wir können eine Menge von Dragqueens lernen.
Vor allem aber eins: Den eigenen Weg zu gehen, egal, was andere davon halten. Ich meine, wenn ein aufgebrezelter, ausgepolsterter, dick geschminkter Mann im Kleid sich ein Herz fassen und seine Träume erkämpfen kann, obwohl er die in jeder Hinsicht miesesten Voraussetzungen für Erfolg hat, können wir das doch locker genauso wagen, oder?
„Ich wurde von weißen Menschen diskriminiert, weil ich schwarz bin.
Von schwarzen Menschen, weil ich schwul bin.
Von Homosexuellen, weil ich zu feminin bin.
Hat mich das davon abgehalten, es auf diesen Stuhl zu schaffen?
Nein, ich musste Abstand zu dem nehmen, was ich fühle oder
was meine Wahrnehmung der Situation ist, um meinen Fokus
auf mein Ziel zu richten.“
RuPaul
In diesem Sinne, meine Liebe: Be fierce, du fabelhafte Frau!
Sei heftig/scharf/wild/grimmig/leidenschaftlich/anspruchsvoll/kämpferisch (ja, das sind alles Übersetzungen für „fierce“). Trau dich, dein einzigartiges Leuchten aufzudrehen. Zu Inspirieren. Mit anderen in Kontakt zu treten und sie ins Tun zu bringen. Steh für dich und deine Werte ein und hab den Mut, dir deine ganz eigene Schwesternschaft zu suchen.

Denn auch das ist etwas, das man von den Queens lernen kann: Sie kämpfen bis aufs Blut um ihren Platz im Rampenlicht. Aber wenn Solidarität für die Sache oder füreinander gefragt ist, sind auch die ärgsten Konkurrentinnen füreinander da.
Wenn du magst, schau, ob du in meiner Selbstständig-Macherinnen-Community Schwestern findest. Wir freuen uns über Zuwachs in der Facebookgruppe!
Und wenn du eine Lieblings-Dragqueen hast, lass es mich unbedingt in dein Kommentaren wissen! :D
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