Kürzlich habe ich einen Blogartikel gelesen, in dem eine merkwürdige Frau anderen Frauen Tipps für „kreative Businessideen“ gibt. Womit man so sein Geld verdienen kann, online. Ich habe gelesen, gestaunt, mit den Zähnen geknirscht und mir gedacht: Genau. So. Nicht.

Da war unter anderem zu lesen: … ah halt. Wir wollen ja keine fremden Urheberrechte verletzen. Gut, ich formuliere in eigenen Worten; sinngemäß also stand da: „Toll, wenn du schreiben kannst. Dann schreib kostenlose Gastartikel auf etablierten Portalen, um dich als Expertin zu präsentieren.

Wenn dann Unternehmen auf dich zu kommen, die dich anheuern wollen, kannst du langsam anfangen, Geld dafür zu verlangen. Oder geh über die einschlägig bekannten Dumpingportale, denn auch, wenn das nicht lukrativ ist, musst du am Anfang ja einfach nur irgendwie Einkommen generieren.“

 

Ein Unternehmen muss langfristig Geld abwerfen

Wow. Was für ein RatSCHLAG. Damit aber nicht genug, denn sie klärt auch darüber auf, dass man Ghostwriting nur am Anfang anbieten soll, weil die eigenen Fähigkeiten doch zu wertvoll sind, um sie in den Schatten einer anderen Person zu stellen. Freilich nicht dafür, sie für lau zu verschleudern. Ich liebe diese bestechende Logik.

Übrigens empfiehlt die Damen auch, dass die, die schon mal was mit Design zu tun hatten, sich als Grafikdesigner verdingen. Schließlich braucht es nicht für alles einen Profi und über bekannte andere einschlägige Dumpingportale kann auch der geneigte Hobbydesigner mal einsteigen.

Auch beim Webdesign gilt das natürlich. Bei Fotos. Und für Coaches, denn man kann ja quasi zu allem coachen. Vor allem zu Spartipps, dafür sind die Leute dankbar und holen direkt auch noch ihr Investment wieder rein. Juhu!

Rät diese Bloggerin ihren Leserinnen tatsächlich, ohne wirkliche Qualifikation und zu miserablen Konditionen in die Selbstständigkeit zu starten? Das tut sie. Voller Überzeugung. Unter dem Artikel finden sich dann auch noch zahlreiche Kommentare, die voll der Dankesworte sind, für diese wertvollen Tipps.

Sind das die Ratschläge, auf die du hören solltest, wenn du in die Selbstständigkeit starten willst? Natürlich liegt die Entscheidung bei dir. Jedes Angebot findet seinen Kunden. Aber macht es nicht mehr Sinn, mit dem an den Markt zu gehen, was du super beherrschst?

Wo bist du der Diamant im Diadem, das Brot im Knödel, die Schlagsahne-Top-Kuh? Was kannst du der Welt und den Menschen anbieten, um ihr Leben einfacher, bequemer, besser oder schöner zu machen? Wofür schlägt dein Herz und wenn nötig auch die Faust? DAS ist der Anfang deiner Selbstständigkeit. Nicht etwas, das du gerade so irgendwie kannst.

 

Wenn dein Angebot WERTvoll ist, ist es PreisWERT

Es kann gut sein, dass du günstige Angebote machen willst. Aber keine billigen! Denn das würde bedeuten, dass du ständig im Mangel bist; finanziell und psychisch. Anerkennung und Erfüllung kommen zu denen, die echt sind und einen wirklichen Unterschied machen.

Natürlich kannst du Gratisangebote machen, wenn sie einem strategischen Zweck dienen. Darum geht es nicht. Mich stört so ungeheuer, dass diese Bloggerin offensichtlich nicht glaubt, dass ihre Leserinnen und Leser richtig gut in irgendetwas sind. Ich bin davon überzeugt, dass du neben deiner Einzigartigkeit auch ganz besondere Talente, Passion und Wissen besitzt. Dass du einen Wert schaffen kannst!

Du glaubst, das könnte ich nur sagen, weil ich dich nicht kenne? Dass alle anderen sicher toll sind, aber gerade DU eben nicht? Dann lass mich dir sagen: Ich habe in meinem beruflichen Vorleben mit Menschen gearbeitet, die sich im Bereich Kompetenz und Leistungsfähigkeit oft am untersten Rand ihrer Vergleichsgruppe bewegt haben.

Und dennoch bin ich nie einem Menschen begegnet, der nicht wenigstens ein herausragendes, beruflich nutzbares Talent besessen hätte. Beispiele? Das Mädchen, das die einfachsten Zusammenhänge nicht verstanden und selbst mit den Grundrechenarten Schwierigkeiten gehabt hat, entpuppte sich als großartige Modeverkäuferin.

Der langsame junge Mann, der stumm auf meinen Schreibtisch zeigte, wenn ich nicht da war (implizite Frage: Wo ist sie?): Ein sehr gewissenhafter, ordentlicher Mitarbeiter im Lager. Der Bub, der schon mit 21 Jahren zweifacher Papa und vorbestraft war – ein unermüdlicher, akkurater Fliesenleger, der nebenbei noch seinen Onkel gepflegt und dessen Haus renoviert hat.

Freilich macht nicht jeder etwas aus seinem Talent. Das finde ich sehr schade. Deshalb möchte ich dir sagen: Finde den Funken in dir, der dein Leuchten entzündet!

 

Es ist (nicht) schwer, Preise zu machen

Und ja. So ziemlich jede neugeborene Entrepreneurin kennt wohl dieses flaue Gefühl im Bauch, wenn sie ein Angebot abgeben soll. Insbesondere dann, wenn sie eine Quereinsteigerin oder ganz generell „Self-taught“ (Autodidaktin) ist und eine Leistung anbietet, die nicht ‚messbar‘ ist. 

Darf man für etwas Geld verlangen, was man gerne macht? Man muss sogar (dazu gleich). Manchmal ist die Versuchung groß, die eigene Leistung zu verschenken oder unter Wert zu verkaufen. Gerade bei Heilenden, beruflichen Helfern und Kreativen:

  • Für den guten Zweck
  • für die schöne Gelegenheit, sich zu zeigen
  • als Gefallen für einen netten Menschen
  • weil man ja noch nicht so lange selbstständig ist
  • wenn die Aufträge noch nicht in Massen hereinkommen
  • weil die Referenz ja auch schön fürs Portfolio ist

In einige dieser Fallen bin ich als Anfängerin selbst getappt. Und es sind Fallen, denn, wie in der Süddeutschen zu lesen war: Von einem Freundschaftspreis erholt man sich nicht. Ich bin nicht mit allem vollumfänglich einverstanden, was in diesem Artikel steht.

Aber auch als netter und hilfsbereiter Mensch musst du dir eine Sache vor Augen führen: Wenn du nicht verkaufst, hilfst du niemandem. Im Gegenteil! Wenn du verschenkst, was andere verkaufen, machst du den Markt kaputt. Aber das nur am Rande. Es geht vor allem um dich:

Du VERDIENST Geld für deine Arbeit. Und deine Kundinnen und Kunden verdienen es, dass du für sie da bist. Du kannst aber nicht für sie da sein, wenn du nicht verkaufst.

Denn wenn du nicht verkaufst, kann niemand dein Angebot nutzen und du kannst auch nicht selbstständig sein. Ein Business zu führen erfordert finanzielle Mittel.

Wer nicht verkauft, sondern verschenkt, dient am Ende keinem – weil er sich nicht halten kann und auch jeder weiß: Die GUTEN Sachen, die kosten auch gutes Geld.

Bist du einverstanden? Oder hast du eine ganz andere Meinung dazu? Wie bist du in die Selbstständigkeit gestartet? Schreibs in die Kommentare!